Das Bauhaus in Tel Aviv – Die "Weiße Stadt"
Tel Aviv ist weltweit bekannt für ihre außergewöhnliche Ansammlung an Gebäuden im Bauhaus-Stil, oder, treffender formuliert, dem "internationalen Stil" – eine architektonische Besonderheit, die der Stadt den Beinamen „Weiße Stadt“ eingebracht hat und ihr 2003 den Titel UNESCO-Weltkulturerbe sicherte.
Geschichte und Ursprung
In den 1930er-Jahren emigrierten aufgrund des immer stärker werdenden Antisemitismus im Zuge der NS-Diktatur sowie der damit verbundenen Verfolgung von Jüdinnen und Juden zahlreiche jüdische Architekten aus Europa nach Palästina - viele von ihnen hatten am legendären Bauhaus in Deutschland studiert. Sie brachten den funktionalen, schlichten Stil der Moderne mit nach Tel Aviv – klare Linien, flache Dächer, lichtdurchflutete Räume und eine reduzierte Formensprache ohne Ornamente.
Da sich der Stil perfekt an das mediterrane Klima anpassen ließ, entstanden zwischen 1930 und 1950 rund 4.000 Gebäude im Bauhaus-Stil – eine der weltweit größten Sammlungen moderner Architektur dieser Art.
Die Weiße Stadt heute
Viele der historischen Bauhaus-Gebäude wurden inzwischen restauriert und dienen heute als Wohnhäuser, Galerien, Cafés oder Hotels. Besonders eindrucksvoll lässt sich die Architektur entlang des Rothschild-Boulevards, in der Dizengoff Street oder rund um den Bialik-Platz erleben.
Bauhaus Center Tel Aviv
Ein idealer Ausgangspunkt für Entdeckungen ist das Bauhaus Center Tel Aviv. Es bietet Ausstellungen, Stadtführungen und umfangreiche Informationen zur Architekturgeschichte der Stadt. Besucher erfahren hier mehr über die Verbindung zwischen Tel Aviv und der europäischen Moderne – und warum diese Ära noch heute das Stadtbild prägt.
Das Bauhaus in Tel Aviv ist weit mehr als nur Architektur – es ist ein Ausdruck von Geschichte, kultureller Identität und städtischer Vision. Ein Spaziergang durch die Weiße Stadt ist eine Zeitreise in eine Ära des Aufbruchs, der Klarheit und des modernen Denkens.
Druckhaus der Tageszeitung Ha'aretz | © Foto: Sambach. Wikimedia